Homöopathie nach James C. Burnett

Burnett betrieb eine eigenwillige Homöopathie, die oft meilenweit von der Kent‘schen Methode entfernt war. Aber es war gekonnte Homöopathie.

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MASTERJAHR NACH JAMES C. BURNETT

Homöopathie nach James COMPTON BURNETT (1840-1901)

Der Verkannte unter den Meistern Das Leben des Homöopathen Dr. med. J. Compton Burnett (1840-1901).

In immer zahlreicheren Veröffentlichungen begegnen einem Verweise auf einen Homöopathen der besonderen Art: Dr. J. C. Burnett.

Dieser Homöopath der alten Schule wurde oft vergessen und verkannt. Dr. Burnett kam als Sohn eines Gutsbesitzers in Schottland zur Welt. Seine Schulausbil- dung erfolgte ohne Auffälligkeiten in England, wobei aber besonders seine kritische und tiefe Lerneifrigkeit hervorstach. Drei Jahre lang hielt er sich in Frankreich auf. Medizinstudium in Wien, später dann in Glasgow (1869). Seine Promotion erwirbt er dort im Jahre 1876. Vorlagen für klares, strukturiertes Denken findet er in der Mathematik, aber auch in der Anatomie. Bei seiner Anatomieprüfung glänzt er derart, dass er besonders ausgezeichnet wird. Hier findet sich diese tief nach Wissen schürfende.

Eigenschaft des später meisterhaften Homöopathen wieder, wie wir sie auch bei Hahnemann, Bönninghausen oder J.T. Kent kennen. Weiteres lässt sich schnell erzählen: Jener examinierende Anatomieprofessor versuchte später, Dr. Burnett von seinem Entschluss abzubringen, Homöopath zu werden, stände ihm doch eine fabelhafte Karriere ins Haus, worauf Dr. Burnett entgegnete: “Auf Kosten meines Gewissens will ich mir keine weltlichen Ehren erkaufen.”

In Burnetts Briefen wird ersichtlich, dass er denselben Weg des enttäuschten Schulmediziners zu durchleiden hat wie einst Hahnemann. Er fühlte sich im Stich gelassen und wollte diese unrühmliche Kunst, wie Dr. Hahnemann es nennt, aufgeben, als Farmer in Amerika ein neues Leben beginnen. Der Hauptunmut bei ihm war eines Nachmittags entstanden, als er die traurige Aufgabe hatte, 50 Totenscheine auszustellen. Dabei sah er aus dem Fenster und wurde eines Leichentransportes gewahr. Auf seine Frage hin, wer der Bedauernswerte sei, wurde ihm der “kleine Georgie” genannt, ein Findelkind, das von den Ärzten des Krankenhauses miternährt wurde, in den Belegbetten übernachten durfte, aber bei Belegung in kalten und feuchten Ecken schlafen musste und von einer akuten Rippenfellentzündung nicht gerettet werden konnte. Einem Kollegen klagte Burnett gedrückt sein Leid und teilte diesem seinen Entschluss mit auszuwandern. Dieser Kollege ermunterte Dr. Burnett zu einem intensiven Studium der Homöopathie.

Dr. Hughes Pharmacodynamics und dessen Therapeutics waren der Anfang. Schon nach kurzer Zeit erkannte Dr. Burnett, dass der kleine Georgie mit etwas Aconitum hätte gerettet werden können. Ein klinischer Versuch mit Aconitum unter den Fiebernden des Krankenhauses, in dem er arbeitete, war gestartet und der Erfolg offensichtlich. Hier fallen bereits Dr. Burnetts intensives Forschen, sein unbeugsamer Wille und sein praktisches Handeln auf.

Durch eine Erkrankung aus der Kindheit angestachelt, versuchte er, an sich selbst die Wirkung der Arzneien zu testen. Als Junge hatte er eine linksseitige Rippenfellentzündung, deren Nachwirkungen ihm hie und da zu schaffen machten. Nachdem er schon alle Möglichkeiten der allopathischen Schule, nebst den Anwendungen der Kräuterärzte und Wasserärzte versucht hatte, machte er sich daran, Bryonia zu verwenden, was seinem Leiden innerhalb weniger Tage ein Ende setzte. Bei einem Abendessen mit Kollegen forderte ihn ein be- sonders wissenschaftsgläubiger und stichelnder Kollege auf, nachdem er die Homöopathen auch noch Quacksalber genannt hatte, seine Gründe für die Ausübung seines Berufs als homöopathischer Arzt darzustellen. Diese Aufforderung brachte Dr. Burnett dazu, sein Büchlein: “Fünfzig Gründe, Homöopath zu sein” zu schreiben. Dieses Werk enthält sehr viele Fallbeispiele, aber auch die für Burnett so typischen ge- nauen Beobachtungen, bei denen vor allem seine praktische Art, jetzt und vor allem ganz die Erkrankung heilen zu helfen, auffallen.

Er wechselt, wie so oft, zwei Mittel an einem Tag, verwendet niedrige Potenzen und dann wieder hohe. Oft sind genau diese Angaben Anlass gewesen, die Arbeits- Homöopathie — Menschweise Dr. Burnetts als sehr oberflächlich, ja geradezu klinisch, abzutun. Bei größerer Erfahrung auf dem Gebiet der Klas- sischen Homöopathie merkt der Therapeut, das er diese Aussage sehr wohl revidieren muss.Selbst weltbekannte HomöopathInnen taten diese “organotrophe” Behandlungsart Dr. Burnetts als einen Auswuchs der klinischen Homöopathie ab und unterschätzten sein großes Können.

Es ist aber auch so, dass noch eine Menge Wissen Dr. Burnetts in seinen Werken auf Entdeckung und wirkliches Verständnis wartet. Geht man den Fallbeispielen Dr. Burnetts nach, dann lassen sich durchaus tiefe Einsichten in die Lehre Dr. Hahnemanns finden. Dr. Burnett selbst sagt zu der Mittel- gabe und Potenzierung in seinen Fallbeispielen: “Die Gabe hängt von dem Grade der Ähnlichkeit ab”.

Er verschreibt die Arzneien und lässt ausschließlich Apotheker seines Vertrauens dispensieren.

Am 2. April 1901 stirbt Dr. Compton Burnett an einem Herz- versagen. Total überarbeitet und mitten im Arbeiten für die Menschen. Masterjahr mit Michael Leisten In meiner Praxis konnte ich feststellen, dass die Patienten immer kränker werden oder schlimme Krankheiten immer früher auftreten. Gerade der Homöopath, findet in den individuellenKrankheitsbiographien dieser Patienten als Ursache für diese Erkrankungen immer wieder die hereditären Zeichen der zugrunde liegenden, genetischen Belastung und die erworbenen miasmatischen Momente einer erworbenen Sykose sowie oft eine Ansammlung von miasmatischen Aktivierungsmomenten durch allopathischen Unterdrückungen, bis hin zu zusätzlich schwächenden iatrogenen Belastungen, z.B. die Schwermetallbelastung durch Amalgam. Hier benötigen wir manchmal ein schichtweises Vorgehen im Eingehen und Abtragen von diesen chronischen Krank- heitsmomenten, eben im Sinne von J. C. Burnett. Sein Wechsel von Nosoden, organotropen Mitteln mit Polychresten usw., stellt eine weiteres optionales Therapieschema für die schwierigen und schweren Erkrankungen unserer Zeit dar.

Ohne Zweifel betrieb Burnett eine eigenwillige Homöopathie, die oft meilenweit von der Kent‘schen Methode entfernt war. Aber es war gekonnte Homöopathie und oft war er damit näher bei Hahnemann als Kent.

Leider jedoch wird Burnett von vielen Homöopathen bis zum heutigen Tage nicht verstanden und so werden häufig homöotherapeutische Möglichkeiten, die Burnett aufgezeigt und praktisch vorexerziert hat, nicht genutzt. Oder man übernimmt blindlings seine Verordnungen für bestimmte Zustände und hat damit Misserfolge, weil man nicht weiß, warum er sie in einem gegebenen Fall vorgenommen hat. Von daher ist es notwendig seine Werke zu studieren um an seine therapeutischen Erfolge anzuknüpfen.

Dies wollen wir in diesem Trainingsjahr üben.

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